Was es macht
Via ist ein klappbarer Wandsitz, der Treppen für ältere Menschen wieder nutzbar macht. Er schafft sichere Pausenorte im Treppenhaus, fördert Bewegung, Selbstständigkeit und mentale Sicherheit – mit einfacher Technik und klarer Gestaltung.
Deine Inspiration
Die Idee zu via entstand durch eine Erzählung eines Physiotherapeuten: Eine betagte Patientin wollte Weihnachten bei ihrer Tochter im 4. Stock feiern – doch er war sich nicht sicher, ob sie die Treppe schaffen würde. Das motivierte mich, Treppen zugänglicher zu machen. Ein Zitat des Sportmediziners Arno Schmidt-Trucksäss prägte den weiteren Prozess: Treppen nicht als Barriere, sondern als Ressource für Bewegung zu sehen. Gerade im Alter hilft Bewegung, Kraft und Gleichgewicht zu erhalten. Beobachtungen und Tests zeigten: Pausen geben Sicherheit und machen Etappen möglich – ein Schlüssel für selbstständige Mobilität.
So funktioniert es
Via ist ein klappbarer Wandsitz für Treppenhäuser. Er bietet älteren Menschen eine einfache Möglichkeit zur Pause . Auf jedem Stockwerk installiert, entsteht eine Pausenzone, die das Treppensteigen in Etappen unterteilbar macht. Nach der Nutzung klappt der Sitz automatisch hoch, eine integrierte Gaszugfeder hält den Fluchtweg frei. Die Konstruktion ist selbsttragend und lässt sich mit wenigen Schrauben auch an nicht tragenden Wänden montieren. Sie funktioniert rein mechanisch, ohne Strom oder komplexe Technik. Die Gestaltung berücksichtigt die Bedürfnisse einer Zielgruppe, der das Treppensteigen Mühe bereitet: Eine erhöhte Sitzfläche erleichtert das Aufstehen, eine hohe Rückenlehne fördert eine stabile Sitzhaltung, klar definierte Griffzonen unterstützen beim Hinsetzen und Aufstehen. Der Stuhl ist kreislauffähig konstruiert: Er besteht überwiegend aus Aluminium, alle Verbindungen sind geschraubt – für gute Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit.
Designprozess
Der Entwurfsprozess begann mit der Frage: Wie kann man älteren Menschen das Treppensteigen erleichtern? Zunächst wurden bestehende Bewältigungsstrategien analysiert: Wo pausieren Menschen, wenn sie erschöpft sind? Welche improvisierten Hilfsmittel kommen zum Einsatz? Gespräche mit Betroffenen, Fachpersonen und ein Selbstversuch mit Age-Suit zeigten: Das Gefühl von Sicherheit ist entscheidend – geeignete, sichtbare Lösungen fehlen jedoch oft. Daraus entstand die Idee, gezielt Pausenorte im Treppenhaus zu schaffen. Im Mittelpunkt der gestalterischen Entwicklung stand der Klappmechanismus: Er sollte intuitiv, sicher und vollständig mechanisch funktionieren. Ein Funktionsmodell half, diesen Mechanismus zu entwickeln und zu testen. Gleichzeitig wurde das Erscheinungsbild im hochgeklappten Zustand gezielt gestaltet: Eine abstrahierte Silhouette signalisiert klar die Funktion. In 1:1-Mock-ups wurden Höhe, Griffposition und Sitzgeometrie überprüft. Die Materialwahl – Aluminium und Eichenholz – basiert auf funktionalen und haptischen Kriterien.
Warum es anders ist
Via will Treppen nicht mühelos überwindbar machen wie ein Treppenlift, sondern den Moment der Überforderung hinauszögern. Treppen sollen nicht nur als Hindernis, sondern auch als Ressource für Bewegung verstanden werden – Bewegung, die Gesundheit im Alter fördert. Zwei via-Stühle nebeneinander schaffen im Treppenhaus eine kleine Begegnungszone. Sie laden zu spontanen Gesprächen ein und wirken der Vereinsamung im Alter entgegen. Hochgeklappt wird via zur grafischen Geste – fast wie die Zeichnung eines Stuhls. Diese Abstraktion signalisiert Funktion und sensibilisiert dafür, dass Treppen nicht für alle gleich zugänglich sind. Via ist ein Beitrag zu einem würdevollen, altersgerechten Alltag. Es zeigt, wie Design mit einfachen Mitteln gesellschaftlichen Mehrwert schafft – nicht durch Ersatz, sondern durch Ermöglichung.
Pläne für die Zukunft
Der nächste Schritt ist der Bau eines Prototyps, der sich im Alltag testen lässt. Dafür suche ich Partner aus dem Wohnungsbau, um „via“ in einem echten Treppenhaus zu installieren. Ziel ist es, die Konstruktion zu überprüfen, die Nutzung zu optimieren und Erfahrungen zu sammeln. Danach soll „via“ in Serie produziert und in weiteren Gebäuden eingesetzt werden – überall dort, wo Treppen den Alltag erschweren.
Verbinden